Fr., 15.07.2022 - 09:30

Im Juni 2022 begleitete der UN-Flüchtlingshochkommissar, Filippo Grandi, mehrere Ivorer bei ihrer Rückkehr aus Liberia, wohin sie geflohen waren, nach Côte d'Ivoire. Auf diese Weise konnten über 310'000 Flüchtlinge, die vor dem Bürgerkrieg 2002 geflohen waren, in ihre Heimat zurückkehren. 

Während des Bürgerkriegs von 2002 bis 2007 und nach der politischen Krise von 2011 mussten mehr als 340'000 Ivorer ihr Land verlassen und ins Ausland flüchten, hauptsächlich nach Ghana und Liberia. Inzwischen sind fast alle nach Côte D'Ivoire zurückgekehrt und es gibt nur noch 15'129 Flüchtlinge, die sich hauptsächlich in anderen westafrikanischen Ländern niedergelassen haben. Auch wenn die Flüchtlinge die Möglichkeit haben, in ihre Heimat zurückzukehren, bleibt die Herausforderung gross: Sie müssen dabei unterstützt werden, sich niederzulassen und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. 

Blessing Tieu, eine Jugendliche aus der Elfenbeinküste, bestieg mit ihrer Familie und anderen Flüchtlingen aus der Elfenbeinküste ein Boot, das sie am 20. Juni zurück zur Elfenbeinküste brachte. Sie erzählt, dass sie gestresst, aber auch aufgeregt war, als sie in ihr Heimatland zurückkehrte. Sie freut sich nun darauf, ihre Muttersprache zu lernen, um sich zu integrieren und ihre in Liberia begonnene Ausbildung fortzusetzen.  

Maurice und Elisabeth sind in Côte d'Ivoire zurück nach einem Jahrzehnt im Exil.© UNHCR/Colin Delfosse
Maurice und Elisabeth sind in Côte d'Ivoire zurück nach einem Jahrzehnt im Exil.© UNHCR/Colin Delfosse

Ihr Vater erzählt, wie er vor fast 20 Jahren mit seinen Eltern nach Liberia laufen musste, um vor dem Konflikt zu fliehen. Jetzt kann er zurückkehren: ohne seine Eltern, aber mit seiner Frau, seinen zwei Kindern und zwei Enkelkindern.  

Doch die Rückkehr ist nicht nur mit Freude verbunden, sondern die Flüchtlinge sehen sich nach ihrer Rückkehr in ihr Land auch mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. Oftmals gehört ihnen das Land, auf dem sie gelebt haben, nicht mehr oder wurde verlassen, und der Mangel an Geld, wirtschaftlichen Möglichkeiten und Nahrungsmitteln gehört zu den alltäglichen Problemen: Sie müssen ihr Leben von Grund auf neu beginnen.  

UNHCR unterstützt die Rückkehrer bei ihrem Neuanfang und hilft ihnen, wo immer möglich, ihr Land, ihre Häuser oder andere Besitztümer, die sie auf der Flucht zurückgelassen haben, wiederzufinden. Das Programm bietet unter anderem Bargeldhilfe für Ivorer, die in ihr Land zurückkehren, und führt Programme durch, die es der Bevölkerung ermöglichen, Vieh zu kaufen und sich so wieder selbst zu versorgen.  

Von dieser Hilfe konnte auch Sea Inès Diehi profitieren, die 2019 in die Elfenbeinküste zurückkehrte. Bei ihrer Rückkehr stellte sie fest, dass ihr Land von anderen Familien besetzt war. Dank UNHCR erhielt sie eine Unterkunft, finanzielle Unterstützung, die es ihr ermöglichte, ein kleines Geschäft zu eröffnen, und Rechtsbeistand, der ihr die Möglichkeit gab, das Land, das eines Tages ihr gehört hatte, zurückzubekommen. 

Filippo Grandi zeigt auf die Elfenbeinküste: Das Mädchen kehrt endlich in ihr Heimatland zurück. © UNHCR/Colin Delfosse
Filippo Grandi zeigt auf die Elfenbeinküste: Das Mädchen kehrt endlich in ihr Heimatland zurück. © UNHCR/Colin Delfosse

Nach dem Aufruf von Filippo Grandi, dem UN-Flüchtlingshochkommissar, empfiehlt UNHCR ausserdem, den Flüchtlingsstatus für Ivorer, die sich entschieden haben, in ihren Aufnahmeländern zu bleiben, zu beenden, da der Grund für ihre Abreise nicht mehr besteht. Dies würde es ihnen erleichtern, sich einbürgern zu lassen, einen dauerhaften Wohnsitz zu erwerben oder andere Vorteile im Zusammenhang mit ihrem Wohnsitz zu erlangen, einschliesslich der Integration in den Arbeitsmarkt. 

Die Freude, in ein Land zurückzukehren, aus dem man gezwungen war, abrupt zu fliehen und häufig ohne nichts dabei mitzunehmen, ist heute leider immer noch ein Ausnahmefall. Die meisten Flüchtlinge warten jahrelang, haben aber immer noch die Hoffnung, eines Tages in ihre Heimat zurückkehren zu können. Der Mangel an politischen Lösungen und die anhaltenden Krisensituationen, die sie zum Verlassen des Landes veranlasst haben, machen es ihnen unmöglich, in ihre Heimat zurückzukehren.