Fr., 03.09.2021 - 11:45

In dieser Woche enden die Paralympischen Spiele 2020 in Tokio, Japan. Zum ersten Mal nahm ein offizielles Flüchtlingsteam von sechs Sportlern aus vier Ländern an verschiedenen Wettbewerben teil. Bereits in den Paralympischen Spielen in Rio 2016 nahmen zwei Flüchtlingssportler teil, allerdings unter der Flagge eines unabhängigen Teams.

Die erste paralympische Flüchtlingsmannschaft

Die Teilnahme des Teams ist eine Botschaft von Hoffnung für die mehr als 82 Millionen entwurzelten Menschen in der Welt, von denen 12 Millionen eine Behinderungsform haben. Sie ist auch eine Ehrung des Vermächtnisses von Sir Ludwig Guttmann, einem Flüchtling, der vor dem Zweiten Weltkrieg aus Nazi-Deutschland floh und die Paralympischen Spiele ins Leben rief. Er hat sich sein Leben lang dafür eingesetzt, dass Paraplegiker und Tetraplegiker auf allen Ebenen am Sport teilnehmen können.

« Entwurzelte Menschen mit Behinderungen sind manchmal einem grösseren Risiko von Diskriminierung, Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Trotz dieser enormen Herausforderungen setzen sich Flüchtlinge mit Behinderungen für einen Wandel zum Besseren ein und sind führend in ihren Gemeinschaften, insbesondere im Bereich des Behindertensports. Sie verdienen denselben Zugang und dieselben Chancen in den Disziplinen, in denen sie besonders gut sind. »

sagte Filippo Grandi, der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge. Ihre Teilnahme trägt dazu bei, die Stigmatisierung und negative Wahrnehmung von entwurzelten Menschen, insbesondere von Menschen mit Behinderungen, zu bekämpfen.

Parfait Hakizimana hat in dem Flüchtlingscamp, zu dem er geflohen ist, einen Taekwondo-Club gegründet. ©UNHCR/Eugene Sibomana
Parfait Hakizimana hat in dem Flüchtlingscamp, zu dem er geflohen ist, einen Taekwondo-Club gegründet. ©UNHCR/Eugene Sibomana

Geschichten von Mut und Durchhaltevermögen

« Ich habe es schon einmal gesagt und werde es wieder sagen: Das paralympische Flüchtlingsteam ist das mutigste Sportteam der Welt. » 

Diese Worte von Andrew Parsons, dem Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees, sind ein Beweis für den unglaublichen Willen der Athleten des Teams. Ihre Lebenswege und die vielen Hindernisse, die sie überwunden haben, sind eine Inspiration für Vertriebene sowie für Menschen mit mentalen und körperlichen Behinderungen, wie der UNHCR-Botschafter Alphonso Davies, ein Fussballspieler des FC Bayern München und Kanadas, ebenfalls auf Twitter bemerkte.

Der Taekwondo-Kämpfer Parfait ist dafür ein perfektes Beispiel. Bei einem Angriff auf seine Heimatstadt in Burundi verlor er nicht nur seine Mutter, als er erst sechs Jahre alt war, sondern wurde auch durch einen lähmenden Schuss am linken Arm schwer verwundet. Als Teenager kam er zum Taekwondo und trainierte weiter, bis er an den Paralympischen Spielen in Tokio teilnehmen konnte. 

« Der Sport hat mir geholfen, den Schmerz zu überwinden, den ich als Kind erfahren habe. Er dient mir als Schutz. »

gibt er zu. Später floh er inmitten der Gewalt nach den Wahlen aus seinem Land und fand Zuflucht im Mahama-Flüchtlingscamp in Ruanda. Es dauerte nur ein Jahr, bis der heute 32-jährige Parfait einen Taekwondo-Verein gründete. Heute bildet er dort 150 Flüchtlinge aus.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte von Parfait.

Abbas Karimi, ein afghanischer Flüchtling in Fort Lauderdale, USA, während einem Training. ©Getty Images/Michael Reaves
Abbas Karimi, ein afghanischer Flüchtling in Fort Lauderdale, USA, während einem Training. ©Getty Images/Michael Reaves

Abbas wurde ohne Arme geboren und nimmt an Schwimmwettbewerben über 50 Meter Schmetterling und Rückenschwimmen teil. Er floh im Alter von 16 Jahren aus Afghanistan, ein riskantes Abenteuer, bei dem er in einem Lastwagen geschmuggelt wurde und dann drei Tage lang bei eisigen Temperaturen die Berge durchquerte.

Er gelangte schliesslich in die Türkei, wo er vier Jahre lang blieb. In dieser Zeit fand er einen Pool, in dem er trainieren konnte. Abbas ist davon überzeugt, dass der Schwimmsport ihm Chancen bietet und dass er ein Vorbild für jüngere Generationen sein kann.

« Wenn ich sterbe, möchte ich, dass die Menschen wissen, dass Abbas Karimi, ohne Armen, niemals seine Träume und Ziele aufgegeben hat. Ich kann etwas Konkretes tun, um die Welt zu verändern. » 

sagte er in einem Interview mit Paralympics.com.

Erfahren Sie mehr über die Geschichten der Sportler des paralympischen Flüchtlingsteams.