29. Dezember 2023
Wir stehen kurz vor dem Ende eines Jahres, in dem Krieg, Vertreibung, Desinformation, Inflation, Putsche und Naturkatastrophen im Mittelpunkt gestanden haben.
Es war wahrlich ein zutiefst beunruhigendes Jahr, das von einer zunehmenden globalen Spaltung geprägt war.
Das Jahr begann mit dem verheerenden Erdbeben in der südlichen Türkiye und in Nordsyrien, das zahllose Menschenleben forderte, darunter auch drei UNHCR-Kollegen, und das enorme Zerstörungen für ihre Häuser und ihr Leben sowie für das der Flüchtlinge und der Gastgeber mit sich brachte.
Später im Jahr 2023 mussten wir mit ansehen, wie mehr als sieben Millionen Menschen durch den brutalen Machtkampf im Sudan aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Viele andere Krisen hielten an. Allein in den letzten zwei Monaten wurden in der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar Hunderttausende von Menschen entwurzelt.
Wir beenden das Jahr in Angst vor dem Krieg in Gaza. Wegen des unsäglichen Todes und Leids der Zivilbevölkerung. Wegen der Tötung von Dutzenden unserer UNRWA-Kollegen.
Die Klimakatastrophe trifft die Schwächsten, darunter auch die Vertriebenen, gleich dreifach: Sie werden aus ihren Häusern vertrieben, im Exil haben sie es schwer, und in der Zwischenzeit wird ihre Heimat verwüstet, so dass eine Rückkehr in immer weitere Ferne rückt.
An so vielen Orten in der Welt häufen sich die Tragödien und belasten jeden von uns, da wir uns bemühen, mit weniger Mitteln, aber mehr Bedürfnissen, so gut wie möglich zu reagieren.
In dieser schwierigen Situation kann ein Grossteil der Welt - und insbesondere die Schwächsten, darunter viele Zwangsvertriebene - nur hoffen. Sie müssen hoffen, damit sie mit weniger Angst und Sorge in die Zukunft blicken können. Hoffnung auf ein Ende der Gewalt, Hoffnung auf gemeinsame Antworten auf die grossen globalen Herausforderungen, Hoffnung auf Frieden.
Bei meinen Besuchen in rund 30 Ländern in diesem Jahr, auch und gerade in den entlegensten und schwierigsten Gegenden, ist mir besonders aufgefallen, dass so viele von Ihnen Teil dieser Hoffnung sind. Hoffnung, die Sie Tag für Tag weitergeben.
Keine falsche Hoffnung, die nur auf schönen Worten beruht, sondern Hoffnung, die durch echte, konkrete Taten vermittelt wird, die Leben retten und verändern, während Sie sich bemühen, zu schützen, zu helfen und die Not der Menschen zu lindern.
Und das ist nicht nur mir aufgefallen.
Und mit Blick auf das Jahr 2024 und auf das, was wir zu tun haben, habe ich zwei Herausforderungen für jeden von uns.
Erstens: Lassen Sie uns die Flüchtlinge, Vertriebenen und Staatenlosen weiterhin in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen. Wir sollten ihnen besser zuhören - nicht nur denjenigen, die umgesiedelt wurden und gut erreichbar sind, sondern auch und vor allem denjenigen, die in schwierigen, abgelegenen Gegenden ohne Handyempfang leben. Hören wir uns ihre Ängste und Sorgen an, aber auch ihre Hoffnungen, und tun wir alles, was wir können, um diese zu verwirklichen.
Zweitens: Wir sollten auch mehr tun, um die erzielten Erfolge hervorzuheben, egal wie klein sie auch erscheinen mögen. Das bedeutet nicht, dass wir die Augen vor den sehr besorgniserregenden Realitäten von heute verschliessen, sondern dass wir anerkennen, dass ein grosser Teil der Welt nach Lösungen für unsere Herausforderungen - einschliesslich der Zwangsvertreibung - sucht und sich von ihnen inspirieren lassen möchte. Lassen Sie uns alle versuchen, mehr davon zu tun.
Damit schaffen wir nicht nur Hoffnung, sondern echte Veränderungen für diejenigen, denen wir dienen.
Ich danke Ihnen nochmals für alles, was Sie tun, und wünsche jedem von Ihnen, Ihren Familien und Angehörigen alles Gute für 2024.