Mo., 24.01.2022 - 16:30

Anfang Dezember 2021 wurden rund 100'000 Menschen in der Region des Hohen Nordens Kameruns zur Flucht gezwungen. Die meisten fanden Zuflucht im benachbarten Tschad, während einige in abgelegenere Teile des Landes zogen. 88 % der vertriebenen Menschen sind Kinder und Frauen. Während Nothilfe, Unterkünfte und Nahrungsmittel in Krisen wie dieser eine unmittelbare Notwendigkeit darstellen, bleibt eine andere Herausforderung oft im Hintergrund, obwohl sie auf lange Sicht zweifellos die grösste Wirkung hat: Bildung. Der Internationale Tag der Bildung bietet die Gelegenheit, das Recht auf Bildung für Menschen, die unter das Mandat des UNHCR fallen, näher zu beleuchten. 

Bildung in Zwangsvertreibungssituationen 

In Situationen der Zwangsvertreibung erweist sich der Zugang zu Bildung oft als Herausforderung. In abgelegenen und städtischen Gebieten ist der Zugang zu Schulen nicht immer gewährleistet: manchmal aufgrund rechtlicher oder finanzieller Hindernisse, manchmal weil es in der Nähe keine Schulen gibt. Dazu kommt, dass die Klassenräume schnell überfüllt sind, wenn die Menschen, die vor Konflikten oder Gewalt fliehen mussten, zu Tausenden ankommen. Millionen von Kindern verlassen die Schule, um Geld zu verdienen oder ihren Familien zu Hause zu helfen, ein Trend, von dem vor allem Mädchen betroffen sind. 

Eine Grundschule in Kaya (Burkina Faso) empfängt Kinder, die aus anderen Teilen des Landes geflohen sind.©UNHCR/Benjamin Loyseau
Eine Grundschule in Kaya (Burkina Faso) empfängt Kinder, die aus anderen Teilen des Landes geflohen sind.©UNHCR/Benjamin Loyseau

Dies sind einige der Hauptgründe, warum fast die Hälfte (48 %) aller Flüchtlingskinder heute nicht zur Schule geht. Während rund 90 % der Weltbevölkerung eine Grundschulausbildung abgeschlossen hat, gingen im Jahr 2021 nur 68 % der Flüchtlingskinder zur Schule. Auf Sekundarstufe sinkt diese Zahl auf nur 34 %, und auf der Ebene der Hochschulbildung haben nur 5 % der Flüchtlinge Zugang zu einem Studium. Diese niedrigen Prozentsätze wirken sich nicht nur auf die Kinder und Jugendlichen aus, denen ihr Recht auf Bildung verwehrt wird, sondern auch auf die Gemeinschaften, in denen sie leben, denn Bildung ist eine der nachhaltigsten Investitionen in die Zukunft von Menschen, die gezwungen waren, alles zurückzulassen. 

UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, setzt sich für die Entwicklung nachhaltiger Lösungen für vertriebene Menschen ein, deren Exil von zu Hause im Durchschnitt 17 Jahre dauert. Bildung ist ein Eckpfeiler dieses Ansatzes, da sie in die Zukunft der vertriebenen Gemeinschaften investiert und die Widerstandsfähigkeit fördert. Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, sagt dazu: 

“Bildung ist der Hebel für eine Zukunft, in der Flüchtlinge Lösungen für sich und ihre Gemeinschaften finden können.”
UNHCR-Hochkommissar Filippo Grandi bei einem Besuch in der Al Shuhada Schule in Syrien. © UNHCR/Andrew McConnell
UNHCR-Hochkommissar Filippo Grandi bei einem Besuch in der Al Shuhada Schule in Syrien. © UNHCR/Andrew McConnell

Bildung während Pandemiezeiten 

Die COVID-19-Krise war für viele eine Erinnerung daran, wie wichtig der Zugang zu Bildung ist. Technologie ermöglichte es Schulen, sich anzupassen und den Unterricht virtuell fortzusetzen. Dies war aber nicht überall der Fall, vor allem nicht für vertriebene Menschen. Der fehlende Zugang zu Technologie während der COVID-19-Pandemie führte zu einem Rückgang der Schülerzahl und zur Schliessung von Bildungseinrichtungen, so dass viele Schülerinnen und Schüler keine Möglichkeit zum Lernen hatten. 

Connected Learning, ein von der Vodafone-Stiftung unterstütztes Programm, schlug einen angepassten Ansatz vor, um Flüchtlingskindern während der Pandemie eine Bildung zu gewährleisten: Durch Instant Network Schools erhalten Schülerinnen und Schüler das geeignete technologische Zubehör und Training, um dem Unterricht in der aktuellen Situation weiter zu folgen und auf Informationen aus der ganzen Welt zuzugreifen. 

Die 13-jährige Anne ist ein Flüchtling aus Uganda. Wenn sie erwachsen ist, möchte sie Anwältin werden. © UNHCR/Pauline Omagwa
Die 13-jährige Anne ist ein Flüchtling aus Uganda. Wenn sie erwachsen ist, möchte sie Anwältin werden. © UNHCR/Pauline Omagwa

UNHCR-Massnahmen

In Krisenzeiten reagiert UNHCR schnell auf Notlagen - auch im Bildungsbereich. Vom Schulbau über die Ausbildung von Lehrern bis hin zu innovativen Lernkonzepten versucht die UN-Flüchtlingsorganisation sicherzustellen, dass die Kontinuität der Schulbildung von Kindern, wo immer sie sich befinden, nicht durch Vertreibung aufgrund von Konflikten, Gewalt oder Verfolgung unterbrochen wird. 

Von Aiming Higher, der Vorzeigekampagne des UNHCR zur Hochschulbildung, bis hin zum Programm "Educate a child" im Tschad werden die Aktionspläne der UN-Flüchtlingsorganisation, die den Zugang zu Bildung auf allen Ebenen sicherstellen sollen, kontinuierlich auf der ganzen Welt durchgeführt.  

Eine besondere Aufmerksamkeit gilt den Flüchtlingsfrauen und -mädchen, da ihr relativer Zugang und ihre Teilnahme an der Schule immer noch viel geringer ist als der von Männern und Jungen. UNHCR setzt sich für das Recht von Mädchen und Frauen auf Zugang zu Bildung und für den Kampf gegen jegliche Form von Diskriminierung, Belästigung und sexueller Gewalt ein.