Fr., 03.11.2023 - 14:24

“What you need to be warm” ist ein neues Gedicht des britischen Autors Neil Gaiman. Auf berührende Weise beschreibt er darin, was wir als Menschen benötigen, um uns sicher, willkommen und eben warm zu fühlen. Themen, die umso wichtiger werden, wenn wir dazu gezwungen sind, unsere Heimat zu verlassen und uns an einem neuen Ort zurecht zu finden. „You have the right to be here“, endet Gaiman seinen Text. Als UNHCR-Goodwill Ambassador setzt er sich schon seit vielen Jahren dafür ein, dass Flüchtlinge gehört und unterstützt werden. Mit dem Kauf seines neuen Buches können Sie mithelfen: Das Geld kommt UNHCR, der UN-Flüchtlingsorganisation, zugute.  

Und vielleicht haben Sie ja auch Lust, sich noch weiter literarisch mit den Themen Flucht und Vertreibung auseinanderzusetzen. Deshalb folgen hier nun sieben weitere Buchtipps von uns:  

1. “Was bleibt von uns” von Golnaz Hashemzadeh Bonde 

Hier geht es um die Frage: Können wir eine neue Heimat finden, wenn wir die alte verlassen? Das Buch der iranischen Autorin handelt sich um die totkranke Nahid. Sie ist damals schwanger mit ihrem Mann aus dem Iran nach Schweden geflüchtet, kurz nach der islamischen Revolution. Ihr Kind sollte ein Leben in Freiheit führen können. Jetzt ist ihre Tochter längst erwachsen. Und im Wissen, dass ihr wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit bleibt, will Nahid ihr ihre Geschichte erzählen. Eine Geschichte, gezeichnet von Verlust und Schuldgefühlen.  

2. „Drachenläufer“ von Khaled Hosseini 

Ein Weltbestseller, der immer noch berührt. Amir und sein Vater flüchten aus Afghanistan, als die sowietischen Truppen einmarschieren. Sie bauen sich in den USA ein neues Leben auf. Amir lässt seinen ehemals besten Freund Hassan zurück, mit dem ihn ein schreckliches Geheimnis verbindet. Jahre später erhält Amir einen Anruf und die Gelegenheit, seinen Fehler wieder gut zu machen: Hassans Sohn ist in grosser Not. Amir kehrt so in seine Heimat zurück… Der in Afghanistan geborene Arzt und Autor Khaled Hosseini engagiert sich sehr für Flüchtlinge und ist UNHCR-Goodwill Ambassador.  

3. „Schweigen ist meine Muttersprache“ von Sulaiman Addonia 

Saba kommt als junges Mädchen zusammen mit ihrem stummen Bruder Hago und ihrer Mutter in einem Flüchtlingscamp in Ostafrika an. Die Familie hat alles verloren und ihr neues Zuhause ist ein kalter, feindseliger Ort. Doch haben die Menschen im Lager auch Träume für die Zukunft. Saba kämpft um ihren Platz und will gleichzeitig ihren Bruder beschützen. Die Geschwister wehren sich gegen die Rollen, die ihnen die Gesellschaft auferlegen will. Autor Sulaiman Addonia musste selbst als Kind aus Eritrea flüchten und wuchs in einem Flüchtlingslager auf. Heute lebt er in Brüssel und engagiert sich sehr für Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden.  

4. „Flucht über den Tumen“ von Young-sook Moon 

Yeong-dae ist 12 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in Nordkorea. Im Land herrscht eine grosse Hungersnot, das Leid ist riesig. Die ältere Schwester Jeong-ran will deshalb nach China flüchten. Sie fällt auf eine Frau herein, die ihr dort ein besseres Leben verspricht – aber Jeong-ran wird entführt und verkauft. Bald sterben die Eltern und die jüngere Schwester, Yeong-dae steht ganz alleine auf der Strasse. Er beschliesst, nach China zu gehen und seine grosse Schwester zu suchen. Die beschwerlichste Reise seines Lebens, aber auch voller Hoffnung. Die südkoreanische Autorin Young-sook Moon hat den Roman für Jugendliche geschrieben, sie will der jüngeren Generation die koreanische Geschichte näherbringen.   

5. “Der Fischer und der Sohn“ von Zülfü Livaneli 

Mustafa und seine Frau leben in einem kleinen Dorf in der Ägäis. Ihr kleiner Sohn Deniz ist ertrunken, das Glück zeigt sich beim Ehepaar deshalb nur noch selten. Doch als Mustafa eines Morgens zum Fischen aufs Meer hinausfährt, findet er ein Baby in einem Schlauchboot. Seine Eltern wollten wohl mit ihm über den Seeweg nach Europa flüchten, so wie viele andere. Mustafa und seine Frau verstecken das Kind vor den Behörden, sie wollen es unbedingt behalten. Der Roman des türkischen Schriftstellers, Sängers und Regisseurs Zülfü Livaneli zeigt, was elterliche Liebe wirklich bedeutet, vor allem angesichts eines menschlichen Dramas. Livaneli wurde in seiner Heimat mehrmals inhaftiert und lebte darauf mehrere Jahre im Ausland. 

6. „Nacht in Caracas“ von Karina Sainz Borgo 

Die Protagonistin Adelaida kämpft im sozialistischen Venezuela im Übergang von Hugo Chávez zu Nicolas Maduro ums Überleben. Die Geschichte beginnt damit, dass sie ihre Mutter beerdigen muss. Aber sie bleibt nur kurz am Grab stehen, denn auf dem Friedhof in der Hauptstadt Caracas ist es gefährlich – genau wie an jedem anderen Ort in Venezuela. Das Land versinkt in Chaos und Elend. Alles, was Adelaida geliebt hat, existiert nur noch in ihrer Erinnerung. Als sie auch noch gewaltsam aus ihrer Wohnung vertrieben wird, entschliesst sie sich zur Flucht. Die venezolanische Journalistin Karina Sainz Borgo liefert mit ihrem Erstlingswerk ein wichtiges Zeitdokument. Ihr Roman enthält auch autobiographische Züge. Sie lebt heute in Spanien.  

7. „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers 

Der letzte Buchtipp handelt von keiner aktuellen Flüchtlingssituation, der Roman spielt in Nazideutschland. Sieben Gefangene flüchten aus einem Konzentrationslager. Die Lagerleitung ist sich sicher: Bald werden die Männer wieder eingefangen sein. Deshalb bereitet sie schon einmal sieben Folterkreuze vor. Sechs der Geflüchteten bezahlen den Ausbruch mit ihrem Leben, nur einem gelingt es, über die Grenze zu kommen. Das siebte Kreuz bleibt somit leer. Im Roman geht es immer wieder um die Entscheidung zwischen Verrat oder Treue, egoistischer Abkehr oder Solidarität. Das Buch machte die deutsche Autorin Anna Seghers 1942 auf einen Schlag berühmt. Sie musste selbst vor den Nationalsozialisten flüchten und lebte unter anderem in Frankreich, Mexiko und später in der DDR. 

Wir wünschen eine spannende und lehrreiche Lektüre!