Mo., 03.11.2025 - 15:13

GENF – UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, zeigt sich zutiefst besorgt über die eskalierende und brutale Gewalt in El Fasher, der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates Nord-Darfur. Tausende Zivilpersonen wurden zur Flucht gezwungen, während viele andere in der Stadt eingeschlossen sind und kaum Möglichkeiten haben, sich in Sicherheit zu bringen. 

Berichten zufolge sind die Rapid Support Forces (RSF) in die Stadt eingedrungen. Dies hat unter den Familien, die bereits seit über 500 Tagen unter einer unerbittlichen Belagerung und anhaltenden Kämpfen leiden, grosse Angst ausgelöst. 

Schätzungsweise 26'000 Menschen sind in den letzten Tagen aus El Fasher geflohen. In Panik flohen Zivilpersonen vor den Gefechten und mussten dabei bewaffnete Kontrollpunkte, Erpressung, willkürliche Festnahmen, Inhaftierungen, Plünderungen, Belästigungen und schwere Menschenrechtsverletzungen überstehen. Zeugenaussagen von Neuankömmlingen in der rund 50 Kilometer entfernten Stadt Tawila deuten darauf hin, dass sich die bereits alarmierende humanitäre Krise rasch weiter verschärft. 

Weitere Vertreibungen werden aus Nord-Darfur gemeldet, und es ist zu erwarten, dass in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr Menschen fliehen – auch über die Grenze in den Tschad, wo UNHCR und Partner bereitstehen, um Neuankömmlinge zu unterstützen. 

Unter den schweren Menschenrechtsverletzungen, über die berichtet wird, befindet sich weit verbreitete sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen durch bewaffnete Gruppen – sowohl während der Angriffe als auch auf der Flucht. Zudem gibt es Berichte über erschütternde Hinrichtungen in El Fasher. Wir sind zutiefst besorgt über das Schicksal anderer besonders gefährdeter Gruppen, darunter Menschen mit Behinderungen. UNHCR ruft alle Konfliktparteien nachdrücklich dazu auf, jegliche Gewalt, insbesondere Angriffe auf Zivilpersonen entlang der Fluchtrouten, zu unterlassen. Zivilpersonen dürfen niemals Ziel von Angriffen sein; ihre sichere Passage muss gewährleistet werden. 

Wir fordern sicheren, ungehinderten und sofortigen Zugang für humanitäre Akteure, damit Menschen in akuter Not erreicht werden können. Die Einhaltung des humanitären Völkerrechts ist eine Verpflichtung, keine Option. 

In Tawila berichten UNHCR und seine Partner, dass Familien – insbesondere Kinder – unterernährt, krank und traumatisiert nach der gefährlichen Flucht ankommen. Wir leisten lebensrettende Nothilfe und stellen den vertriebenen Familien Unterkünfte, lebensnotwendige Güter und Bargeldhilfe zur Verfügung. Zudem bieten wir psychologische Unterstützung in multifunktionalen Gemeindezentren an. UNHCR führt individuelle Schutzabklärungen für besonders gefährdete Neuankömmlinge durch. Tausende Haushaltssets in Nyala, Süd-Darfur, stehen bereit und können verteilt werden, sobald der sichere Zugang gewährleistet ist. UNHCR plant ausserdem, Post-Expositions-Prophylaxe (PEP)-Kits und andere dringend benötigte Hilfsgüter von Farchana (Tschad) nach Tawila und Dar Zagawa zu liefern, um den schnell wachsenden Bedarf zu decken. 

Da die Kommunikation stark beeinträchtigt sind, ist es schwierig, aktuelle Informationen von Zivilpersonen in El Fasher zu erhalten. Die anhaltende Unsicherheit blockiert weiterhin den Zugang und verhindert die Lieferung lebensrettender Hilfe an jene, die in der Stadt ohne Nahrung, Wasser und medizinische Versorgung eingeschlossen sind. 

In Nord-Kordofan berichten Überlebende von ähnlichen Mustern von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen nach dem kürzlichen Fall der Stadt Bara, was zu weiteren Vertreibungen Tausender innerhalb des Bundesstaates geführt hat. Wir sind besorgt über eine mögliche Belagerung der Stadt El Obeid, in der Zehntausende intern vertriebene Sudanesen leben. Eine solche Entwicklung würde die humanitäre Notlage in der Region weiter verschärfen. 

Gemeinsam mit anderen UN-Organisationen und Partnern setzt UNHCR die Bemühungen fort, trotz Unsicherheit und administrativer Hürden lebensrettende Unterstützung für besonders bedürftige Menschen in El Fasher, Darfur und im gesamten Sudan zu leisten. Alle unsere Partner sind mit einem gravierenden Finanzierungsdefizit konfrontiert. Der humanitäre Appell 2025 für den Sudan, die weltweit grösste Vertreibungskrise, ist derzeit erst zu 27 Prozent finanziert, während der Bedarf weiter zunimmt. 


 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: 

In Sudan: Assadullah Nasrullah, [email protected], +254 113 676 413 

In Nairobi (regional): Dana Hughes, [email protected], +254 717 540 160

In Genf: Eujin Byun, [email protected], +41 79 747 8719