Do., 25.11.2021 - 17:25

Am 23. November veranstalteten das Graduate Institute (IHEID) und Switzerland for UNHCR eine Gesprächsrunde zum Thema des Zugangs zu höherer Bildung für Flüchtlingsfrauen mit der Unterstützung der Women Business Society (WBS), und Giving Women

Hochschulbildung trägt zur Entstehung einer neuen Generation von Akteuren des Wandels bei, die eine führende Rolle bei der Ermittlung von Lösungen für Flüchtlingssituationen spielen können. Leider ist der Zugang dazu heute noch sehr begrenzt: Im Jahr 2021 haben nur 5% der Flüchtlinge weltweit Zugang zu einer Hochschulbildung. Bei Flüchtlingsfrauen ist dieser Prozentsatz sogar noch niedriger. Wir nutzten die Gelegenheit dieser Gesprächsrunde, um einer der Rednerinnen einige Fragen zur Wichtigkeit dieses Themas in der heutigen Zeit zu stellen. Atalanti Moquette, Gründerin von Giving Women, eine Organisation engagierter Philanthropinnen, die durch verschiedene Projekte bedürftige Mädchen und Frauen auf der ganzen Welt unterstützt, hat mit uns geredet.

Warum ist das Thema des Zugangs zu Bildung für Flüchtlingsfrauen wichtig?

Atalanti Moquette : Ich glaube, wir müssen über Frauen im Allgemeinen und insbesondere über mittellose Frauen sprechen, für die Bildung wirklich den Unterschied zwischen prekären Verhältnissen und einem Leben ausmacht, in dem man Wahlmöglichkeiten hat und in dem es möglich ist, eine gewisse finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Darüber hinaus gibt Bildung - vor allem auf tertiärer, universitärer Ebene - Frauen die Möglichkeit, eine Führungsrolle zu übernehmen und ein Vorbild für andere Flüchtlingsfrauen zu sein.

Es handelt sich also sowohl um eine Herausforderung auf persönlicher Ebene für die Flüchtlinge als auch um eine Herausforderung für die gesamte Gemeinschaft.

Atalanti Moquette (rechts), während der Gesprächsrunde am 23. November 2021 im Graduate Institute. ©Switzerland for UNHCR
Atalanti Moquette (rechts), während der Gesprächsrunde am 23. November 2021 im Graduate Institute. ©Switzerland for UNHCR
Frau und Flüchtling sein - kann man von einer doppelten Hürde beim Zugang zu Hochschulbildung sprechen?

AM : Als Frau steht man immer vor einem Hindernis, wenn es um Bildung geht. Sie finden sich oft als die Letzten auf der Liste wieder. Oft sind sie dafür verantwortlich, sich um die Familie zu kümmern, und wieder andere müssen ihren Brüdern, die in diesem Bereich immer Vorrang haben, den Platz für das Studium überlassen. Ich glaube, dass Frauen auf der Ebene der sozialen Normen immer mit einem Hindernis konfrontiert sind.

Bei Flüchtlingsfrauen und Flüchtlingen im Allgemeinen gibt es eine Stärke, über die nicht oft genug gesprochen wird. Sie haben eine enorme Resilienz und eine enorme Willenskraft. Sie wollen aus ihrer Situation herauskommen, wollen in den Augen der anderen nicht nur als Flüchtling angesehen werden, und Bildung gibt ihnen einen anderen Titel und öffnet ihnen Türen.

Was kann von der Schweiz aus getan werden, um Flüchtlingsfrauen den Zugang zu Hochschulbildung zu erleichtern ?

AM : Wenn wir über die Schweiz sprechen, weiss ich, dass Switzerland for UNHCR den Zugang zu Bildung für Flüchtlingsfrauen als eines ihrer Hauptziele festgelegt hat. In der Schweiz gibt es mehrere Aspekte, die zunächst einmal mit dem Verständnis dieser Problematik zusammenhängen. Da ist natürlich der finanzielle Aspekt, der einen grossen Teil ausmacht. Aber das Geld gibt es, und es kann gefunden werden. Weitere Aspekte der Problematik sind jedoch die grossen Barrieren wie die Anerkennung von Abschlüssen, die Sprachbarriere oder die Möglichkeit, in das akademische Umfeld aufgenommen und integriert zu werden. Wir müssen dieses Thema also wirklich für einen grösseren Kreis öffnen, um der Schweizer Bevölkerung zu zeigen, dass wir alle eine Rolle spielen müssen, um den Zugang zu Bildung für Flüchtlinge im Allgemeinen und speziell für Flüchtlingsfrauen zu ermöglichen.

Weitere Informationen zu Aiming Higher, der Kampagne für den Zugang zu Hochschulbildung für Flüchtlinge finden Sie hier.