Am 8. Februar 2021 beschloss Kolumbien, die Lage der 1,7 Millionen venezolanischen Flüchtlinge auf seinem Gebiet zu normalisieren, eine Massnahme, die in der Geschichte des Kontinents beispiellos ist. Indem das Land ihnen eine für 10 Jahre gültige Aufenthaltserlaubnis erteilte, erhielten sie einen vorübergehenden Schutzstatus. Diese Geste ist umso bemerkenswerter, da Kolumbien für fast 40 % derjenigen, die vor der Gewalt, der Unsicherheit und den sich verschlechternden politischen und sozioökonomischen Bedingungen in Venezuela geflohen sind, zu einem Zufluchtsort geworden ist.
Kolumbien ist nicht nur mit einem grossen Zustrom von Flüchtlingen konfrontiert, sondern auch mit mehr als 7 Millionen Binnenflüchtlingen - die schlimme Auswirkung des jahrzehntelangen Konflikts, der das Land zerrissen hat. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Menschen in Kolumbien, die dem Auftrag des UNHCR entsprechen, inzwischen auf mehr als 10 Millionen.
« Wir loben Kolumbien für seine unglaubliche Grosszügigkeit und sein Engagement zum Schutz der entwurzelten Venezolaner. Diese Entscheidung ist ein Vorbild an Pragmatismus und Menschlichkeit. »
Filippo Grandi, der Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge.
« Diese wegweisende humanitäre Geste ist ein Beispiel für die Region und den Rest der Welt. Es wird das Leben von 1,7 Millionen entwurzelten Venezolanern verändern, die nun fern ihrer Heimat mehr Schutz, Sicherheit und Stabilität geniessen werden. »
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie sind venezolanische Flüchtlinge, wie auch die einheimische Bevölkerung, mit zunehmender Armut, Arbeitsplatzverlust, Zwangsräumungen und einem Mangel an Nahrungsmitteln und Zugang zu medizinischer Versorgung konfrontiert.
Die Gewährung des temporären Aufenthaltsstatus ermöglicht den Zugang zur Infrastruktur des Landes, einschließlich des nationalen Gesundheitssystems, der Covid-19-Impfpläne und der Bildung. Auch die sozioökonomische Integration wird dadurch erheblich erleichtert. In der Tat waren venezolanische Flüchtlinge bisher vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen, was die Fähigkeit tausender Familien gefährdete, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Diese Unfähigkeit, zur lokalen Wirtschaft beizutragen, war manchmal auch eine Quelle von Spannungen mit der Gastgemeinschaft. Die Legalisierung des Status von Venezolanern in Kolumbien ebnet den Weg für Millionen von Menschen, die Kontrolle über ihre Zukunft zurückzugewinnen und voll am Leben ihrer Gemeinschaft teilzunehmen.