Mi., 01.06.2022 - 14:31

Maya Ghazal und ihre Familie waren gezwungen, vor dem Konflikt in Syrien zu fliehen. Heute ist sie Pilotin, UNHCR-Botschafterin und eine Inspiration für Tausende von Menschen auf der ganzen Welt. Während ihrem Besuch bei EBACE in Genf haben wir ihr ein paar Fragen gestellt.

Erzählen Sie uns bitte ein wenig über sich selbst. 

Mein Name ist Maya Ghazal, ich bin 23 Jahre alt und ein Flüchtling aus Syrien. Ausserdem bin ich Pilotin, Ingenieurin und Botschafterin von UNHCR, der UN-Flüchtlingsorganisation. 

Was hat Ihr Interesse an der Fliegerei geweckt?  

Mein Interesse an der Fliegerei habe ich 2018 entdeckt, als ich in einem Hotel am Flughafen Heathrow übernachtete. Ich habe die Flugzeuge gesehen und war fasziniert von ihnen. Ich dachte nur noch daran, wie ich sie steuern könnte.  

Dann habe ich mich für ein Studium in der Luftfahrttechnik beworben. Mathe und Physik haben mir Spass gemacht und ich wollte mein Wissen weiter ausbauen. Danach bewarb ich mich als Pilotin, weil mich die Fliegerei begeisterte.

Viele Leute haben mir gesagt, dass ich es in der Luftfahrt nie schaffen würde, weil ich eine Frau und ein Flüchtling bin. Das hat mich noch mehr motiviert, Pilotin und Luftfahrtingenieurin zu werden und den Leuten das Gegenteil zu beweisen. 

 

EBACE (Europäische Messe für Geschäftsluftfahrt) 2022 ist eine der wichtigsten Veranstaltungen für die Luftfahrtbranche hier in Europa. Was bedeutet es für Sie, daran teilzunehmen? 

Als ich von der EBACE hörte, freute ich mich sehr, dass ich an einer solchen Messe teilnehmen werde - insbesondere um einen Vortrag zu halten.  

Das war eine wirklich grosse Sache für mich. Die Teilnahme zeigt, dass sich meine Anstrengungen für meine Karriere in der Luftfahrt und meine Message als UNHCR-Botschafterin tatsächlich auszahlen und von grossen Messen wie der EBACE anerkannt werden.  

Auf der Bühne zu stehen, meine Geschichte zu erzählen und mehr Menschen über Flüchtlinge und ihren Kampf zu informieren, ist etwas, das ich sehr gerne mache und auf das ich sehr stolz bin. Dank UNHCR kann ich meine Geschichte mit so vielen anderen teilen. Ausserdem ist es eine gute Möglichkeit, Menschen aufzuklären, die vielleicht noch nie von Flüchtlingen gehört haben oder nicht informiert sind, was in der Aussenwelt passiert.  

  

Es gibt viele falsche Vorstellungen über Flüchtlinge. Ihre Geschichte ist eine, die viele dieser gängigen Stereotypen aufbricht. Welche Botschaft möchten Sie der Welt in Betracht auf derzeit über 100 Millionen Vertriebenen mit auf den Weg geben? 
Meine Botschaft ist, aufwachen, erkennen, was passiert und verstehen, dass diese Krise so viele Menschen betrifft und die Zahlen noch immer steigen.    

Was läuft falsch und warum passiert das? Wie können wir uns gegenseitig helfen? Und warum vergessen wir manchmal die Gemeinsamkeiten, die wir mit anderen Menschen haben? Wir können einander helfen und uns gegenseitig aufrichten und müssen verstehen, dass wir in derselben Welt leben. Wenn sich irgendwo eine Krise ereignet, betrifft sie vielleicht nicht direkt Sie als Einzelperson, aber sie wirkt sich auf jeden Fall auf den Ort aus, an dem wir leben. Sie wird uns alle in der Zukunft betreffen.  

Meine Botschaft ist also ein Aufruf zum Handeln: Ein Aufruf, etwas zu tun und zu finden, für das man sich begeistert, etwas, in dem man gut ist. Zu entscheiden, wie man anderen helfen kann, indem man sich selbst ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass wir Dinge wie Bildung, Wasser, Strom und so viele Dinge des täglichen Lebens für selbstverständlich halten, die jedoch so vielen Menschen fehlen.

Allein dadurch, dass wir das Bewusstsein schärfen, Geldmittel auftreiben, die Message verbreiten und die Menschen aufklären, kann eine Menge geschehen.