Heute sind nur 3 Prozent der Flüchtlinge in der Lage, eine Hochschulausbildung zu absolvieren, obwohl Bildung unbestritten der nachhaltigste Weg ist, um ihnen zu helfen, ihre Zukunft zu gestalten. Deswegen hat die Aiming Higher Kampagne von UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, zum Ziel, Flüchtlingen weltweit den Zugang zu Hochschulbildung zu erleichtern. In seiner 28-jährigen Geschichte hat das DAFI-Stipendienprogramm* des UNHCR mehr als 18.000 Flüchtlingen weltweit die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung zu absolvieren und eine Führungsrolle in ihren Gemeinschaften zu übernehmen. Das Ziel des UNHCR ist es, bis 2025 12.000 Stipendien zu finanzieren und bis 2030 die Zahl der Flüchtlinge, die eine Hochschulausbildung absolvieren, auf 15 % zu erhöhen - ein anspruchsvolles Ziel, dem sich bereits viele Partner angeschlossen haben. In diesem Jahr konnte Switzerland for UNHCR, die schweizerische Stiftung für UNHCR auf die Unterstützung von zwei Schulen in der Schweiz zählen, um diesen Zielen sich zu nähern: das Collège Alpin Beau Soleil, und der St. George’s International School in Montreux.
Wir trafen Nicole Wallace, Kiera Baker und Yann Oppenheim, 3 Schüler in ihrem vorletzten Jahr an der St. George Schule in Montreux. Die 3 Klassenkameraden sind Teil der Changemakers, einer Schülerinitiative, die die Schule seit 5 Jahren unterstützt und deren Ziel es ist, Spenden zugunsten von NGOs oder von den Schülerinnen und Schülern ausgewählte Projekte zu sammeln. In diesem Jahr beschlossen die Schüler in ihrer Gruppe, Spenden für den UNHCR zu sammeln und das Bewusstsein für die Flüchtlingsproblematik in ihrem Umkreis zu schärfen.
* DAFI: Albert Einstein German Academic Refugee Initiative
Wieso haben sie beschlossen, eine Spendenaktion für Switzerland for UNHCR durchzuführen?
Wir haben das Glück, dass wir in der Schweiz eine ausgezeichnete Ausbildung haben. Dieses Privileg zu haben, macht uns bewusst, wie wichtig Bildung ist. Jedes Jahr widmen wir unsere Spendensammlung einem bestimmten Thema. Dieses Mal wollten wir unsere Bemühungen auf die UNHCR-Kampagne "Aiming Higher" konzentrieren. Diese Kampagne, zielt genau darauf ab, Flüchtlingen, für die der Zugang zur Universität bei weitem nicht gewährleistet ist, die Vorteile von Bildung zugänglich zu machen. Die Statistiken sind besorgniserregend, und das bedeutet eine Menge Arbeit - eine solche Kampagne unterstützen zu können, ist eine grosse Gelegenheit.
Wie habt ihr ihre Kampagne organisiert?
Unsere Kampagne bestand aus verschiedenen Aktivitäten in der Schule, von Präsentationen zum Thema der Flüchtlinge und Ausstellungen von erklärenden Postern bis hin zu eher spielerischen Aktivitäten, die meistens gut funktionieren, um Spenden zu sammeln. Ein weiterer Aspekt der Kampagne ist es, die Inhalte für jüngere Kinder zugänglich zu machen. Um 9-Jährigen zum Beispiel die Flüchtlingsthematik zu erklären, muss man kreativ sein und sie auf eine Weise präsentieren, die die Schüler anspricht. Das ist eine sehr wichtige Arbeit, denn so ermöglicht man, dass sie sich die Probleme zu eigen machen und sie selbst verstehen.
Seid ihr während der Kampagne au Schwierigkeiten gestossen?
Eine der Schwierigkeiten bestand darin, diese Inhalte für jüngere Schüler anzupassen. Es ist nicht nur schwierig, 5-Jährigen zu erklären, was ein Flüchtling ist, es ist auch ein Thema, bei dem das Ausmass der Krise komplett überwältigend, und sogar schockierend sein kann. Die Strecken, die Geschichten, die manche Flüchtlinge durchleben, und die Lebensbedingungen sind häufig schwierig, und es den Jüngsten zu erklären, ohne sie zu überfordern, ist eine echte Herausforderung. Durch Geschichten konnten wir diese Barriere überwinden. Die Kinder sind sehr aufmerksam, und durch die Rückmeldungen einiger ihrer grossen Schwestern und Brüder lernten wir, dass sie das Thema besser beibehielten und verstanden hatten, als wir es dachten!
Die Menge an Informationen und Situationen rund um die Welt in Bezug auf Flüchtlinge ist enorm. Es ist unmöglich, alles zu erwähnen, obwohl jede Situation besondere Aufmerksamkeit verdient. Daher mussten wir die Informationen so auswählen, dass die Schüler nicht davon überladen werden und um ihr Interesse zu wecken, mehr über das Thema zu erfahren.
Darüber hinaus mussten wir natürlich unsere Aktivitäten an die durch COVID-19 verursachte Gesundheitssituation anpassen. Daher mussten wir einige Aktivitäten ändern oder neu erfinden, um sie genauso interessant zu machen, ohne dabei Risiken einzugehen.
Welchen Rat würden Sie denen geben, die Kampagnen wie Ihre starten wollen?
Legen Sie los und fangen Sie an! Irgendwo muss man ja anfangen, egal wie gross das Ziel sein kann. Umgeben Sie sich mit motivierten Menschen, die an der Sache interessiert sind, Personen, die Sie unterstützen und hilfsbereit sind.
Es kann überwältigend sein, sich an solch grossen Anliegen zu kümmern und zu beteiligen, aber man ist in diesen Bemühungen nie allein. Es gibt immer Menschen, die bereit sind, zu helfen, und es ist wichtig, sich vor Augen zu halten, dass nichts perfekt sein muss: man kann leider nicht immer alles machen, aber das Wichtigste ist, das zu tun, was man tun kann, und loszulegen. Egal, wie viel Geld man sammeln schafft, jeder Franke ist ein Erfolg!
Schülerinnen und Schüler einer anderen Schule haben sich ebenfalls mobilisiert, Spenden für dieselbe Kampagne zu sammeln. In der Tat hat das Collège Alpin Beau Soleil sich auch an der Spendenaktion über die GivenGain-Plattform beteiligt. Die Unterstützung dieser beiden Schulen zeigt, dass jeder auf verschiedenen Ebenen, und durch unterschiedlicher Beteiligung Flüchtlinge unterstützen kann.