Am 24. Februar 2022 begann der Krieg in der Ukraine. Ein Frieden ist immer noch nicht in Sicht. Die Ukrainerinnen und Ukrainer stehen vor völlig zerstörten Häusern, was im Winter besonders hart ist. Sie sind froh um jegliche Hilfe, zum Beispiel von UNHCR.
Anton Petrovich ist einer von ihnen. Der 86-jährige und seine Frau wohnen in einem kleinen Dorf in der Region Mykolaiv im Süden der Ukraine. Bis vor zwei Jahren war ihr Leben ganz normal. Zwei Kühe hätten sie gehabt, Schweine, Gänse, Hühner - und 70 Tauben, sein grosser Stolz. Sogar aus Moskau seien Menschen gekommen, um die schönen Tiere zu kaufen, erzählt er.
Der Schock sitzt immer noch tief
Doch plötzlich änderte sich alles. Anton erinnert sich, wie seine Heimat kurz nach dem Kriegsausbruch im April 2022 unter heftigen Beschuss geriet. Täglich habe er die Artilleriefeuer gehört, Granaten seien über ihre Köpfe hinweggeflogen, er sah, wie ein Auto durch eine Bombe durch die Luft flog. Dann traf es ihn selbst: „Ich wurde durch die Explosion eines Geschosses von meinem Fahrrad geschleudert und brach mir das Bein. Als mein Sohn am nächsten Morgen kam, lag ich immer noch auf dem Boden, da ich mich nicht bewegen konnte." Sein Sohn brachte Anton ins Krankenhaus, wo sein gebrochenes Bein verarztet wurde. Dann fuhr er seine Eltern nach Odessa, in Sicherheit. Sie seien entkommen, aber er stehe immer noch unter Schock, sagt Anton. "Ich bin so gestresst, dass es sich wie ein Schmerz in meiner Brust anfühlt, buchstäblich. Ich bin immer gestresst. Aber ich habe keine Angst vor irgendetwas! Ich habe überlebt und werde weiterleben!“ 100 Jahre alt wolle er werden, so der 86-Jährige. Dazu sei er fest entschlossen.
"Man kann die Löcher in den Wänden immer noch sehen"
Sein Bein ist inzwischen gut verheilt, aber Anton kann sich nicht mehr so gut bewegen wie vor der Verletzung. Er geht an einer Krücke. Manchmal hat er noch Schmerzen, aber er laufe sie einfach weg. Rumsitzen ist gar nichts für den rüstigen Ukrainer.
Deshalb sind er und seine Frau in ihr Dorf zurückgekehrt – in ein völlig verwüstetes Land. „Alles war einfach verschwunden. Das Haus war zerstört, das Dach weg. Das Wasser tropfte rein und zerstörte alle Möbel, Teppiche, Matratzen und Kleider. Gasherd und Kühlschrank waren zerschossen. Man kann die Löcher in den Wänden immer noch sehen.“ Er habe versucht, den Herd zu reparieren, aber da Gas auslief, sei dies zu gefährlich gewesen. Am Anfang hätten sie deshalb auf heissen Steinen kochen müssen. Auch der Garten, in welchem sie vor dem Krieg noch Kartoffeln und Zwiebeln angepflanzt hätten, sei geplündert worden. Er habe alles verloren und wünschte sich, es wäre wenigstens eine Taube übriggeblieben, so Anton.
Ein warmes Zimmer dank UNHCR
Aber Aufgeben kam für ihn nie in Frage. Gemeinsam mit seinem Sohn und seiner Tochter baute er das Haus wieder auf, auch Nachbarn halfen. Mittlerweile haben sie auch wieder Strom, und Anton konnte sich ein paar Hühner und eine Ziege kaufen. Jetzt haben er und seine Frau ihre eigene Milch und einen Vorrat an Eiern. Auch im Winter komme er schon zurecht: "Ich schaffe es irgendwie. Wir haben ein Zimmer voll Holz zum Heizen gehackt und versuchen, so wenig wie möglich davon zu verbrauchen. Ich habe nicht auf humanitäre Hilfe gewartet. Ich habe nie gehofft, von irgendjemandem irgendetwas zu bekommen.” Trotzdem freut er sich sehr über das Heizgerät, das von UNHCR finanziert und von einer Partnerorganisation bereitgestellt wurde. Das helfe natürlich sehr, vor allem wenn seine Kinder und die Enkelinnen und Enkel zu Besuch kämen. Dann würden sie einfach alle Betten in das Zimmer stellen, indem die Heizung installiert sei und alle hätten warm, so Anton Petrovich dankbar.
"Wir brauchen Frieden!"
Der 86-Jährige hofft nun, dass der Krieg bald endet. Dann könne endlich auch die Landwirtschaft wieder aufgenommen werden, was ihnen sehr helfen würde. Aber vor allem die jüngeren Generationen bräuchten den Frieden: „Unsere Enkelkinder brauchen Ruhe, um zur Schule gehen zu können, um zu lernen. Ich habe einen Urenkel, er geht online zur Schule, aber was kann man online schon lernen?”
Wir helfen weiter!
Die Teams von UNHCR sind vor Ort, um Menschen wie Anton zu unterstützen, die vor dem Krieg flüchten mussten und vielleicht dann wieder in ihre Heimat zurückkehren. Allein im vergangenen Jahr konnte UNHCR mehr als 2,6 Millionen Menschen in der Ukraine Hilfe leisten. Unter anderem haben die Mitarbeitenden tonnenweise Hilfsmaterial verteilt, zum Beispiel Reparatursets für Unterkünfte, damit die Menschen ihre Häuser wieder instand setzen können. UNHCR hilft selbst bei den Arbeiten mit, leistet Rechtsbeistand und psychologische Unterstützung für traumatisierte Betroffene und verteilt den Familien Bargeld, damit sie sich das Nötigste kaufen können, etwa Lebensmittel, Medikamente und Winterkleidung.
Das alles ist nur möglich dank der Unterstützung von Menschen wie Ihnen. Und da der Krieg nun leider ins dritte Jahr geht, sind wir auf noch mehr Ressourcen angewiesen, um den Betroffenen die nötige Hilfe leisten zu können.