Fr., 12.03.2021 - 14:00

In den letzten Monaten hat sich die humanitäre Situation in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) drastisch verschlechtert. Die politische Instabilität hat zu erneuter Gewalt geführt, die von bewaffneten Gruppen ausgeübt wird. Wie so oft ist es die Zivilbevölkerung, die unter den Folgen zu leiden hat.
 
Seit Dezember 2020 haben mehr als 100.000 zentralafrikanische Flüchtlinge in Nachbarländern Zuflucht gesucht. Die meisten von ihnen sind in die Demokratische Republik Kongo (DR Kongo) geflohen, ein Land, das selbst von Gewalt durch bewaffnete Gruppen geplagt wird. Im gleichen Zeitraum verliessen weitere 100.000 Zentralafrikanerinnen und Zentralafrikaner ihre Heimat und suchten Zuflucht in abgelegenen Gebieten. Sie flohen aus Dörfern, die häufig Ziel von Angriffen sind, und wurden zu Binnenvertriebenen. UNHCR, die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, hat Camps errichtet, um die Grundbedürfnisse der Binnenvertriebenen in der ZAR und der Flüchtlinge, die in Nachbarländer geflohen sind, zu decken.

Die Arbeit des UNHCR und seiner humanitären Partner vor Ort wird jedoch immer schwieriger. So wurden im Januar die meisten Vorfälle gegen humanitäre Helfer seit Beginn der Krise registriert; 66 Ereignisse, die vom Diebstahl von Einsatzfahrzeugen über Plünderungen humanitärer Güter bis hin zu Drohungen und körperlichen Angriffen auf Mitarbeiter reichten. Im Dezember 2020 wurde ein humanitärer Helfer getötet und fünf weitere schwer verletzt.

In dem Land treffen also mehrere Elemente zusammen, die eine ohnehin schon kritische Situation nur noch verschlimmern. Seit dem Beginn der Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik im Jahr 2013 hat die Zahl der Vertriebenen inzwischen 1,5 Millionen erreicht, fast ein Drittel der Gesamtbevölkerung des Landes. Der wachsende Bedarf und die erhöhte Gefahr für humanitäre Helfer bedeuten, dass der Zugang zu verschiedenen Einrichtungen sowohl für die zur Flucht gezwungenen Menschen als auch für diejenigen, die versuchen sie zu unterstützen, immer schwieriger wird.

Die humanitäre Situation in der Zentralafrikanischen Republik hat weitreichende Folgen für die gesamte Region. Im Süden nimmt die Demokratische Republik Kongo trotz ihrer eigenen fragilen Situation viele Flüchtlinge auf. Die beiden westlichen Nachbarländer Tschad und Kamerun werden regelmässig zur Zielscheibe von Angriffen der in der Region umherziehenden Miliz Boko Haram. Und im Osten liegt der Südsudan, ein Land, das durch einen langen Bürgerkrieg verwüstet wurde und heute die grösste humanitäre Krise auf dem afrikanischen Kontinent darstellt. Die Stabilität der gesamten Region wird durch die Gewalt in der Zentralafrikanischen Republik weiter erschüttert.

Es besteht dringender Handlungsbedarf, um eine weitere Verschärfung der Situation zu verhindern. Der Finanzbedarf zur Bewältigung der Krise ist enorm. Letztes Jahr konnten nur 56% des benötigten Betrags gedeckt werden. In diesem Jahr wird diese Quote aufgrund des wachsenden Bedarfs wahrscheinlich noch niedriger ausfallen. Das Leiden tausender Zentralafrikanerinnen und Zentralafrikaner nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist ein Ziel, zu dem jeder beitragen kann, besonders in einem Kontext, in dem die Medienberichterstattung über diese Krise gering ist. Die Zentralafrikanische Republik ist eine der 10 meistvernachlässigten humanitären Krisen der letzten 5 Jahre.