Seit dem Ausbruch der Gewalt in der Tigray Region (Äthiopien) Anfang November sind mehr als 56 000 äthiopische Flüchtlinge in den Sudan geflohen und haben alles zurückgelassen in der Hoffnung, eine sichere Unterkunft zu finden.
Die meisten von ihnen kommen erschöpft von einem Marsch an, der bis zu mehreren Tagen dauern kann. Andere haben sich in Booten auf den Weg gemacht und die Grenze von Äthiopien zum Sudan über den Tekeze-Fluss überquert. Das Ausmaß der Krise wird klar, wenn man im Aufnahmezentrum in Hamdayet ankommt, wo Tausende von Flüchtlingen auf ihre Registrierung warten.
Fast ein Drittel der äthiopischen Flüchtlinge sind Kinder, und das Ausmaß der Nachwirkungen des Konflikts ist ebenso schwer abzuschätzen wie besorgniserregend. Berichte über Gewalt durch bewaffnete Gruppen, Plünderungen, Zwangsrekrutierung von Männern und Jungen und sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen häufen sich in beunruhigender Weise.
Am Rande des Zentrums erzählen die 45-jährige Sagata und ihr Mann von ihrer Flucht, während sie darauf warten, in das Flüchtlingslager Um Barkum verlegt zu werden. Nach der Flucht aus Bakher, Tigray, mischt sich die Erleichterung, im Sudan in Sicherheit zu sein, mit der Ungewissheit über die Zukunft. Sie bezeugt:
« Als wir gingen, schlossen wir alles ab und nahmen nur unseren Schlüssel mit. »
Auf der Flucht wurde Sagata von ihrer Familie getrennt, mit der sie erst nach dem Grenzübertritt wiedervereint wurde. Andere wie sie warten noch immer und befürchten oft das Schlimmste für ihre Verwandten.
In den ersten Tagen des Jahres 2021 sind fast 1 000 weitere Flüchtlinge im Sudan angekommen, und die Gefahr wächst, dass die von der sudanesischen Regierung und dem UNHCR bereitgestellten Einrichtungen an ihre Grenzen stossen.
In diesem Zusammenhang hat der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, einen dringenden Appell an die internationale Gemeinschaft gerichtet, den äthiopischen Flüchtlingen zu helfen und so die Erschöpfung der Ressourcen, auf die die Flüchtlinge angewiesen sind, und die Verschlimmerung einer bereits prekären Situation zu verhindern.
« Die sudanesische Regierung hat ihre Grenzen in der besten Tradition afrikanischer und sudanesischer Gastfreundschaft offengehalten, und ich möchte ihr dazu gratulieren, dass sie ein Beispiel für die internationale Gemeinschaft gibt. Die Regierung des Sudan benötigt jedoch viel Hilfe. Ich bin auch hier, um Unterstützung zu mobilisieren, damit den Flüchtlingen Nahrung, Wasser, Medikamente und Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden können. »
sagte er bei einem Besuch im Hamdayet-Zentrum Ende November.