8 Jahre. So lange dauert schon die Krise im Jemen, ein Bürgerkrieg, der mehr als 4 Millionen Menschen dazu gezwungen hat, innerhalb des Landes zu fliehen. Eine verheerende Krise, die die Gesundheitsversorgung und die Nahrungsmittelvorräte vor Ort zerstört hat. Eine Situation, die sich immer weiter verschlechtert und den Jemen bis heute zur grössten humanitären Krise der Welt macht, in der 66% der Bevölkerung des Landes auf humanitäre Hilfe angewiesen sind.
In einem der ärmsten Länder des Nahen Ostens hat der seit 2014 herrschender Bürgerkrieg die weit verbreitete Situation von grosser Armut und Unsicherheit nur noch verschlimmert. Die Zivilbevölkerung ist am stärksten von dieser Krise betroffen: zwei von drei Jemeniten sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa 20 Millionen Menschen.
Der bewaffnete Konflikt hat zu zahlreichen Krisen geführt, die sich auf alle Aspekte des Lebens der Bevölkerung auswirken: fast kein Zugang zu medizinischer Versorgung durch die Zerstörung von Gesundheitsdiensten, akuter Mangel an Nahrungsmitteln und eine grosse Anzahl an zerstörten Häusern. Verarmt, ohne Dach über dem Kopf und ohne Nahrung mussten über 4 Millionen Menschen aus ihren Häusern fliehen, und leben seitdem unter verzweifelten Bedingungen. Da sie ihre Grundbedürfnisse nicht mehr befriedigen können, sind sie extrem gefährdet und benötigen dringend Hilfe.
Angesichts eines Konflikts, der keine Anzeichen einer Lösung zeigt, müssen dauerhafte Lösungen gefunden werden. Dafür ist es jedoch unerlässlich, weiterhin über diese Krisen zu sprechen, über die weniger gesprochen wird, wie Filippo Grandi, UN-Flüchtlingshochkommissar, bereits 2018 erklärte :
Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen der medialen Aufmerksamkeit und den für humanitäre Hilfe bereitgestellten Geldern. Die politischen Führer müssen ihre Anstrengungen verstärken und die Verantwortung für die Bekämpfung der vergessenen Krisen von heute übernehmen.
Im Jahr 2021 zwangen intensive Bombardierungen, Kämpfe und Luftangriffe mehr als 20’000 Menschen dazu, in das Regierungsbezirk Marib umzusiedeln. Eine Region, in der bereits ein Viertel der vier Millionen Binnenvertriebenen unter entsetzlichen und unmenschlichen Bedingungen leben.
Die Unterkünfte, von denen die allermeisten weder Trinkwasser noch Latrinen oder Strom bieten, sind überfüllt und beherbergen insgesamt fast 190’000 Menschen, von denen 80% Frauen und Kinder sind.
Aufgrund der extrem gefährlichen Lage vor Ort und einer sehr komplizierten Beförderung lebenswichtiger Hilfsgüter können die humanitären Partner nur sehr begrenzte Ressourcen zur Verfügung stellen. Viele Familien waren daher gezwungen, improvisierte Notunterkünfte zu errichten. Diese Unterkünfte werden mehrmals im Jahr durch Überschwemmungen beschädigt oder zerstört, was die enorme Unsicherheit dieser vertriebenen Bevölkerungsgruppen noch weiter verstärkt.
Trotz dieser Schwierigkeiten stellt UNHCR Hilfsgüter bereit, die in allen 20 vom Konflikt betroffenen Regierungsbezirken transportiert und an Menschen in Not verteilt werden. Die Organisation unterstützt Gesundheitseinrichtungen, die Flüchtlinge, Asylsuchende und von der Gewalt betroffene Jemeniten versorgen. Schliesslich arbeitet UNHCR mit der Society for Humanitarian Solidarity (SHS) zusammen, um sieben Binnenvertriebenencamps im Sirwah-Distrikt von Marib, in denen rund 20’000 Menschen leben, mit lebensnotwendigen Haushaltsgegenständen, Rechtshilfe und psychosozialer Unterstützung zu versorgen. Geld wird auch in Form von Unterstützungsleistungen an mehr als 2’800 Familien für die Zahlung von Mieten gegeben, als Teil eines Plans zur Unterstützung von rund 6’000 Familien, die von Zwangsräumung bedroht sind.
Zehntausende Menschen leiden an Hunger, und weitere fünf Millionen Menschen sind am verhungern.
In diesem Kontext sind vertriebene Familien viermal so stark von Hungersnot bedroht wie der Rest der jemenitischen Bevölkerung. Unter ihnen befinden sich mehr als 3 Millionen schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren, die akut unterernährt sind. Diese Rate der Unterernährung bei Kindern ist die höchste der Welt.
Die eingeführten Lösungen (Unterstützung der Bevölkerung durch Nahrungsmittelsoforthilfe) müssen sehr schnell ausgeweitet und nachhaltig gestaltet werden, damit jeder Jemenit und jede Jemenitin sich selbst ernähren kann.
Im Jahr 2021 wurde die NGO Jeel Albena der Nansen-Preis* von UNHCR verliehen, in Anerkennung all der Hingabe, Tapferkeit und konkreten Massnahmen, mit denen die Organisation den durch den Konflikt vertriebenen Jemeniten geholfen hat. Seit Beginn des Konflikts ist die NGO vor Ort und versorgt Tausende von Binnenvertriebenen mit Notunterkünften, lebensnotwendigen Dienstleistungen und Hoffnung. Bis heute hat Jeel Albena mehr als 18’000 Jemeniten geholfen.
Wir sind während aller Notsituationen im Jemen geblieben und haben den Menschen geholfen, schwere Kämpfe, Überschwemmungen, Cholera und jetzt einen Ausbruch von COVID-19 zu überstehen
sagte Ameen Jubran, Leiter und Mitbegründer von Jeel Albena, bei der Preisverleihung.
Die ausserordentliche Arbeit von NGOs und anderen Akteuren vor Ort sichtbar zu machen fördert Solidarität für Vertriebene und zur Flucht gezwungene Menschen im Jemen weiter.
Eine Ende des Konflikts ist der einzige Weg, um der Vertreibung und dem Leid der jemenitischen Bevölkerung ein Ende zu setzen. UNHCR appelliert erneut an alle Konfliktparteien, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um Zivilisten und die öffentliche Infrastruktur vor den Auswirkungen des Konflikts zu schützen und Zivilisten, die aus den Konfliktgebieten fliehen, einen sicheren Durchgang zu ermöglichen.
* Die Nansen-Auszeichnung für Flüchtlinge wurde 1954 zu Ehren des norwegischen Polarforschers und Wissenschaftlers Fridtjof Nansen geschaffen, der auch der erste Hohe Flüchtlingskommissar des Völkerbundes war. Der Nansen-Flüchtlingspreis wird in Genf verliehen, wo sich auch der Sitz der UN-Flüchtlingsorganisation befindet.