Mi., 19.06.2024 - 07:56

Die Zahl der Menschen, die weltweit vor Konflikten, Gewalt und Verfolgung flüchten mussten, ist erneut gestiegen: Im letzten Mai waren es 120 Millionen, fast zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. Das gibt die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR in ihrem Global Trends Report 2023 bekannt. Die Zahlen sind bereits zum zwölften Mal in Folge gestiegen. 120 Millionen – das ist mehr als die Bevölkerung von Deutschland, Österreich, Schweiz und der Niederlande zusammen. 

Die meisten Vertriebenen flüchten innerhalb der Heimat.

Vor allem der verheerende Konflikt im Sudan treibt die Zahlen in die Höhe: Seit April 2023 wurden mehr als 7,1 Millionen Menschen innerhalb ihres Landes vertrieben, weitere 1,9 Millionen flohen über die Grenzen des Sudan. In der Demokratischen Republik Kongo und in Myanmar wurden im vergangenen Jahr Millionen von Menschen durch heftige Kämpfe innerhalb des Landes vertrieben. Afghanistan zählt 10,9 Millionen Vertriebene, davon sind gut 6,4 Millionen ins Ausland geflüchtet. Afghaninnen und Afghanen sind somit die grösste Gruppe von Flüchtlingen im Ausland. In der Ukraine mussten seit Beginn des Krieges 9,7 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, zwei Drittel davon gingen über die Grenze. 

Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA schätzt, dass bis Ende letzten Jahres bis zu 1,7 Millionen Menschen (75 Prozent der Bevölkerung) durch den Konflikt im Gazastreifen vertrieben wurden, viele auch mehrmals. 

Die grösste Vertreibungskrise der Welt bleibt nach wie vor Syrien mit 13,8 Millionen Vertriebenen innerhalb und außerhalb des Landes.  

Es sei endlich Zeit zu handeln, sagte UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi. Die Fluchtursachen müssten bekämpft, Konflikte gelöst werden:  

“Hinter diesen drastischen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien.” 

“Hinter diesen drastischen und steigenden Zahlen verbergen sich unzählige menschliche Tragödien.” 

Weltweit bleiben die meisten der gewaltsam vertriebenen Menschen innerhalb ihres eigenen Landes, nämlich mehr als 68 Prozent von Ihnen. Diejenigen, die über die Grenzen gehen, finden zum grössten Teil Zuflucht in Nachbarländern, die meist arme Länder sind oder solche mit mittleren Einkommen, darunter Iran, Bangladesch oder Pakistan. Das ist für diese Länder eine grosse Herausforderung – die der Klimawandel noch verschärft. Denn viele Regionen, die durch Konflikte, Hunger, Armut und schlechte Regierungsführung geprägt sind, sind auch hohen klimabedingten Gefahren ausgesetzt. Wenn das Trinkwasser knapp wird, die Dürre immer mehr Ernten vernichtet, dann könne das weitere Fluchtbewegungen auslösen, ist im Bericht zu lesen. 

Lichtblick: Mehr als 6 Millionen Vertriebene konnten zurückkehren.

Der Global Trends Report 2023 zeigt aber auch einige positive Entwicklungen auf: Weltweit konnten im vergangenen Jahr mehr als 5 Millionen Binnenvertriebene und 1 Million Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren. Von Resettlement, der dauerhaften Neuansiedlung von besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen, konnten 2023 ebenfalls mehr Menschen profitieren, insgesamt waren es beinahe 160'000. Ein wichtiger Hoffnungsschimmer, liess Grandi verlauten: „Flüchtlinge – und die Gesellschaften, die sie aufnehmen – brauchen Solidarität und Unterstützung. Sie können einen Beitrag zur Gesellschaft leisten und tun dies auch, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen.“ 

Flüchtlinge, bei denen die Chancen schlecht stehen, dass sie bald in ihre Heimat zurückkehren können, setzen ihre Hoffnungen vor allem auf die USA: Diese verzeichneten im letzten Jahr mit Abstand die meisten Asylanträge, insgesamt 1,2 Millionen. Danach kommt Deutschland mit 330’000. 

UNHCR setzt sich weiterhin unermüdlich dafür ein, dass diese 120 Millionen gewaltsam vertriebenen Menschen auf der Welt Unterstützung erhalten, ein Dach über dem Kopf, medizinische und psychologische Versorgung, rechtlichen Beistand. Sie können dazu beitragen, dass die UN-Flüchtlingsorganisation ihre Mission erfüllen kann, indem Sie uns spenden.

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