Fr., 20.06.2025 - 08:57

An jedem 20. Juni würdigen wir den Mut, die Stärke und die Widerstandsfähigkeit von Millionen von Menschen, die gezwungen wurden, aus ihrer Heimat zu flüchten. Doch dieses Jahr hat der Weltflüchtlingstag einen bitteren Beigeschmack. Denn während der Mut von Menschen auf der Flucht ungebrochen ist, schwinden die Mittel, um sie zu schützen. 

Angesichts beispielloser Budgetkürzungen muss UNHCR, die UN-Flüchtlingsorganisation, weniger mit weniger tun: weniger Unterkünfte, weniger Gesundheitsdienste, weniger Kinder, die zur Schule gehen können. Frauen und Kinder sind mehr und mehr isoliert, der Gewalt ausgesetzt, ohne Versorgung und ohne Zukunft.  

UNHCR ist gezwungen, unmögliche Entscheidungen zu treffen: Diese Entscheidungen betreffen Menschen, Frauen und Kinder in extrem gefährdeten Situationen.

Unterkünfte müssen schliessen, Leben sind in Gefahr 

Im Sudan herrscht heute eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt. Im Jahr 2024 wurden laut dem Bericht Global Trends mehr als 14,3 Millionen Menschen durch diese Krise vertrieben, fast jeder dritte Mensch im Land. An der Grenze zum Tschad sind die Camps überfüllt. Die Aufnahmestrukturen kommen nicht mehr hinterher. 

Die fehlende Finanzierung hat dramatische Folgen: Fast 300'000 sudanesische Flüchtlinge, die vor der Gewalt in ihrem Land geflohen waren, müssen in Notunterkünften an der Grenze zum Tschad leben, wo sie extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind, keine Privatsphäre und keinen Schutz haben und ihre Gesundheit und Sicherheit aufs Spiel setzen. 

Dies ist kein Einzelfall. In der Demokratischen Republik Kongo, in Syrien und in Myanmar fehlen UNHCR die Mittel, um menschenwürdige Aufnahmezentren aufrechtzuerhalten. Und hinter jeder unterfinanzierten humanitären Krise stehen Menschenleben, nun der Unsicherheit und Gefahr ausgesetzt.  

Schulen werden geschlossen, Kinder ihrer Zukunft beraubt  

Jedes zweite Flüchtlingskind besucht keine weiterführende Schule. In bereits fragilen Gastländern wie dem Tschad, Pakistan oder Uganda kann der Zusammenbruch der Bildungsfinanzierung zur Schliessung von Klassenzimmern, kommunalen Bildungszentren oder dem Ende von Alphabetisierungsprogrammen führen - mit direkten Auswirkungen auf die Zukunft von Tausenden von Kindern. 

Der UNHCR Global Trends-Report hebt hervor, dass die Bildungssysteme in Gebieten mit massiver Fluchtbewegung chronisch unterfinanziert sind und Bildung nach wie vor zu den am wenigsten finanzierten Sektoren gehört. Obwohl Flüchtlingskinder häufig Krieg, Vertreibung und Trauma erlebt haben, wird ihnen ihr Recht auf Bildung - und damit auf eine Zukunft - genommen.

Weniger lebensnotwendige Leistungen, mehr Not 

Im Jahr 2024 erhielten 129,9 Millionen Menschen Schutz durch UNHCR. In vielen Kontexten ist diese Unterstützung jedoch unzureichend. In Haiti, Afghanistan und der Sahelzone verhindern Budgetkürzungen den Zugang zu elementaren Dienstleistungen: Gesundheitsversorgung, psychologische Beratung, juristische Begleitung, Hilfe bei der Registrierung und Dokumentation. 

Ohne Ausweispapiere ist es unmöglich, sich frei zu bewegen, zu arbeiten oder seine Rechte geltend zu machen. Ohne Zugang zu medizinischer Versorgung breiten sich Krankheiten aus. Ohne rechtliche Unterstützung bleiben Menschen im Exil in einem administrativen Vakuum gefangen, ohne Ausweg und Zukunft. 

Frauen und Mädchen: die ersten Opfer von Gewalt 

Die Hälfte aller vertriebenen Menschen weltweit sind Frauen und Mädchen. Und sie zahlen einen hohen Preis für die Mittelkürzungen bei der humanitären Hilfe. 

Wenn Unterkünfte geschlossen werden und Schutzdienste wegfallen, steigt das Risiko der Ausbeutung gefährlich an. Frühverheiratung, sexuelle Gewalt, Menschenhandel: Flüchtlingsfrauen und -mädchen sind davon am meisten gefährdet. Der Global Report 2024 warnt vor der Zunahme geschlechtsspezifischer Gewalt, die durch den Mangel an sicheren Räumen und psychosozialer Unterstützung noch verschärft wird. 

In unsicheren Unterkünften, ohne Licht und Sicherheit, wird die Gefahr immer präsenter.  Armut erhöht das Risiko, dass heranwachsende Mädchen Opfer von Menschenhandel werden. Dies ist eine Situation, die niemand erleben sollte. 

Unser Engagement bleibt ungebrochen. Doch die Zukunft ist ungewiss. 

UNHCR gibt nicht auf. Unser Engagement für Flüchtlinge bleibt ungebrochen. Jeden Tag kämpfen unsere Teams vor Ort darum, Leben zu retten, manchmal mit äusserst geringen Mitteln. 

Doch angesichts drastischer Mittelkürzungen ist die Zukunft für Tausende von Menschen, die weltweit zur Flucht gezwungen sind, ungewiss. Ohne eine stärkere Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft und die Öffentlichkeit werden wir nicht in der Lage sein, den dringendsten Bedarf zu decken. 

Am heutigen 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, werden wir daran erinnert, wie wichtig Solidarität ist. 

Auch Sie können etwas bewirken. 

Mit einer Spende ermöglichen Sie einer Familie ein Dach über dem Kopf. Einem Kind, zur Schule zu gehen. Einer Frau, geschützt zu werden.