Di., 17.09.2024 - 13:59
Noch immer geht die Hälfte der Flüchtlingskinder nicht zur Schule. Rund 7,2 Millionen Flüchtlingskinder gehen nicht zur Schule - fast die Hälfte aller Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle UNHCR Education Report 2024. 

Dieser Bericht deckt das akademische Jahr 2022 bis 2023 ab, wobei 65 Flüchtlingsaufnahmeländer in die Analyse miteinbezogen wurden. Aus den Daten dieser Länder geht hervor, dass die durchschnittlichen Bruttoeinschulungsraten für Flüchtlinge im akademischen Jahr 2022-23 bei 37 Prozent im Vorschulbereich, 65 Prozent im Primarbereich, 42 Prozent im Sekundarbereich und 7 Prozent im Tertiärbereich lagen. Im Vergleich zum Education Report 2023 sind die Zahlen stabil geblieben oder sogar leicht gesunken. Da im letzten Bericht jedoch weniger Länder untersucht wurden, sind die Zahlen nicht direkt vergleichbar. 

Fünf Jahre nach dem Start der UNHCR-Bildungsstrategie für Flüchtlinge 2030 zeigt der diesjährige Bericht, dass zwar bemerkenswerte Fortschritte bei der Bildung und der Einschulung von Flüchtlingen weltweit erzielt wurden, dass aber weiterhin große Herausforderungen bestehen. Ohne Bildung ist die Zukunft einer ganzen Generation von Flüchtlingskindern und -jugendlichen gefährdet.  

Daten aus den wichtigsten Aufnahmeländern für Flüchtlinge mit niedrigem und mittlerem Einkommen - d. h. den Ländern, die die meisten Flüchtlinge aufnehmen - deuten darauf hin, dass in einigen Ländern Fortschritte bei der Einschulung im Grundschulbereich erzielt wurden. Dies, obwohl die Einschulungsraten für Flüchtlinge immer noch hinter dem weltweiten Durchschnitt zurückbleiben. In Uganda beispielsweise lag die Bruttoeinschulungsquote 2018-19 bei 73 Prozent und stieg bis 2022-23 auf 96 Prozent – also um mehr als 20 Prozentpunkte. „Back to school"-Kampagnen zu Beginn des Schuljahres waren verstärkt und gezielte Investitionen getätigt worden, um den Zugang zur Grundschulbildung durch den Bau von Klassenzimmern und die Senkung des Schüler-Lehrer-Verhältnisses zu erweitern. Dieser Anstieg ist u. a. auf die Verbesserung des Bildungsangebots und der Schulausstattung zurückzuführen.  

In anderen Ländern war die Situation jedoch nicht so positiv. In der Türkei, einem der Länder mit den meisten Flüchtlingen weltweit, war die Bruttoeinschulungsquote von Flüchtlingen im Grundschulbereich generell hoch. Dennoch ist ein leichter Rückgang der Quote von 81 Prozent im Jahr 2018-19 auf 77 Prozent im Jahr 2022-23 zu verzeichnen.  

Der Bericht zeigt auch, dass die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten beim Zugang zu Bildung für Flüchtlinge fortbestehen und mehr als 600‘000 vertriebene ukrainische Kinder und Jugendliche aufgrund des anhaltenden Krieges in ihrer Heimat zu Beginn des vierten unterbrochenen Schuljahres nicht zur Schule gehen. 

Betrachtet man die Erfolgsquoten über die Jahre hinweg, so stellt UNHCR fest, dass diese bei Flüchtlingen in beiden Schuljahren – 2020-21 und 2022-23 - hoch sind, obwohl ein gewisser Rückgang zu verzeichnen ist. Viele Faktoren beeinflussen das Lernen, aber einer der offensichtlichsten ist die Qualität des Unterrichts. UNHCR liegen keine ausreichenden Daten vor, um den Anteil der Lehrkräfte zu ermitteln, die mit geflüchteten Lernenden arbeiten und dafür ein Mindestmaß an Qualifikationen erworben haben, aber die spärlichen Daten legen nahe, dass der Anteil nicht sehr hoch ist. Im Durchschnitt der 13 Länder, die Daten zum Anteil der qualifizierten Lehrkräfte im Primarbereich vorgelegt haben, lag der Anteil der Lehrkräfte, die mit geflüchteten Schülern arbeiten, bei 67 %. Ein Vergleich mit dem nationalen Durchschnitt der Lehrkräfte mit den erforderlichen Mindestqualifikationen im Grundschulbereich zeigt, dass der Anteil auch niedriger sein kann. In Kenia beispielsweise verfügen 42 Prozent der Grundschullehrer, die mit Flüchtlingen arbeiten, über die erforderliche Mindestqualifikation, während der entsprechende nationale Durchschnitt im Jahr 2020 bei 100 Prozent lag.  

„Bildung kann lebensrettend sein - die Beweise sind eindeutig“

„Bildung kann lebensrettend sein - die Beweise sind eindeutig“, sagte der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge Filippo Grandi. „Bildung ist mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von frühen Schwangerschaften und Kinderehen verbunden und gibt Mädchen die Möglichkeit, ihr eigenes Schicksal zu gestalten. Für Jungen bedeuten mehr Schuljahre ein geringeres Risikoverhalten und damit weniger Gewalt. Bildung führt zweifellos zu einem besseren Leben“. 

UNHCR ruft die Aufnahmestaaten, Regierungen, Spendenden und Partner auf, die nachhaltige internationale Zusammenarbeit und die innovativen Partnerschaften fortzusetzen und zu beschleunigen, um den Bildungsbedarf von Flüchtlingen bis 2030 zu decken. Durch die Aufstockung von Ressourcen, die Ausweitung von Programmen und den Einsatz wirksamer Instrumente, um vertriebene oder staatenlose Kinder zu erreichen, können wir die Grundlagen für eine Zukunft schaffen, die es Flüchtlingskindern und -jugendlichen ermöglicht, zu lernen, zu gedeihen und ihr Potenzial zu entwickeln.