Mi., 30.07.2025 - 13:36

Zum 1. August, dem Nationalfeiertag der Schweiz, beleuchtet Switzerland for UNHCR die Geschichte eines Mannes, dessen Lebensweg Hoffnung, Engagement und Zusammenleben verkörpert. Jawad, ein 34-jähriger Flüchtling, fand in der Schweiz sehr viel mehr als ein Aufnahmeland. Er fand eine neue Heimat. Nach seiner Ankunft im Jahr 2021 brachte Jawad die Bewohner von Genf und von seinem Wohnheim durch eine einfache, aber verbindende Aktivität zusammen: Volleyball. Ein  Mann, der mit seinem Lächeln, Engagement und einem Volleyball, Mauern eingerissen und Brücken gebaut hat.

Vom Iran bis nach Genf  ein langer Weg in die Sicherheit

Jawad wurde im Iran geboren. Seine afghanischen Eltern waren vor dem Krieg geflohen. „Ich hatte nie einen Pass. Deshalb war es schwierig zu arbeiten, einen Fahrausweis zu erhalten oder einfach nur ein Bankkonto zu eröffnen,“ erklärt er. Im Jahr 2019 entschied er sich, den Iran trotz aller Risiken zu verlassen.

Er kam nach einer langen Reise am 14. Oktober 2021 in der Schweiz an. „Das Erste, was man mir in Zürich beim Empfangszentrum sagte, war: «You are welcome here». Es war seltsam für mich, dass man mir sagte, ich hätte das Recht, hier zu sein. Das hat mich berührt.“

Teegläser

Ein neues Leben mit Sport und Tee

In Genf trifft Jawad auf eine offene Gesellschaft, an der man teilnehmen, sich einbringen und etwas erschaffen kann. „Ich begann, zweimal pro Woche Tee im Wohnheim zu machen. Es war eine einfache Geste, aber eine Art, um den anderen zu sagen «Ihr seid willkommen. » Danach spannten wir im Hof ein Netz auf und veranstalteten mit den Nachbarn Volleyballturniere.“ Am Anfang sind es nur einige Ballwechsel, später wird daraus ein Gemeinschaftsritual.

„Zuerst mochte ich Volleyball nicht, es tat mir weh! Aber ich habe gesehen, dass es die Menschen zusammenbrachte. Jetzt spielen wir jeden Dienstag und Freitag. Es sind Afghanen dabei, Ukrainer... Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und aller Altersgruppen. Diejenigen, die nicht spielen, unterhalten, sich, grüssen sich und trinken Tee.“

Es war nicht der Sport selbst, der zählte. Aber es waren die Verbindungen, die durch den Sport entstanden.

„Helfen liegt in meiner Natur“: Freiwilligenarbeit als natürliche Berufung

Neben dem Sport engagiert sich Jawad auch ehrenamtlich. An Turnieren nimmt er sowohl als Spieler, als auch als Helfer teil, er unterstützt das Rote Kreuz als Dolmetscher für Farsi-Sprechende und entlastet betagte Menschen in seinem Wohnheim, indem er für sie einkaufen geht.

„Es ist nicht viel, ein, zwei Stunden pro Woche. Aber ich helfe gern. Ich muss helfen, es liegt in meiner Natur.“ 

Er arbeitete auch ab und zu im Pflegeheim, putzte die Aufenthaltsräume im Wohnheim, verteilte das Frühstück und unterstützte Nachbarschaftsaktivitäten. „Mit all diesen Aktivitäten habe ich Freunde gefunden. Ich bin nicht mehr allein.“

Jawad, afghanischer Flüchtling in Genf, der Volleyball spielt

Genf, eine Stadt der Gastfreundschaft und Integration

Jawad lebt heute im Genfer Quartier Saint-Jean. Er möchte dort ebenfalls eine Gemeinschaft aufbauen, so wie im Flüchtlingsheim. „Die Nachbarn sind sehr nett. Mit den Leuten aus dem Wohnheim treffe ich mich manchmal, um gemeinsam zu grillen oder ins Open-Air-Kino am Seeufer zu gehen. Genf ist eine Stadt des Sports und der Kultur.“

Der 1. August ist nicht nur ein Fest. Er ist ein Symbol mit besonderer Bedeutung:

„Letztes Jahr bin ich in den Park La Grange gegangen. Dort gab es Tanz und Sport, man konnte auch Volleyball spielen. Ich werde dieses Jahr wieder dorthin gehen. Es ist ein besonderer Tag. Da kann man nicht zu Hause bleiben. Man muss auf die Strasse gehen, gemeinsam feiern.“

Eine Botschaft für neu ankommende Flüchtlinge  und für Schweizerinnen und Schweizer

Jawad hat eine Botschaft für Flüchtlinge, die neu in die Schweiz kommen, da er diesen Prozess selbst auch durchgemacht hat: „Wartet geduldig auf eure Aufenthaltsgenehmigung. Lernt die Sprache. Und am Wichtigsten: Geht raus, trefft Menschen, macht Sport, engagiert euch in der Freiwilligenarbeit. So kann man sich integrieren.“

Und den Schweizerinnen und Schweizern?

„Ich möchte ihnen sagen, dass wir hier nicht in den Ferien sind. Wir sind hier aufgrund von Kriegen. Wir möchten unser Leben neu aufbauen. Und in der Schweiz ist das möglich. Vielen Dank für eure Gastfreundschaft und Freundlichkeit.“

Eine gelungene Integration: ein Netz, eine Tasse Tee und ein sehr grosses Herz

In den drei Jahren in Genf hat Jawad gezeigt, dass Integration mit einfachen, aber ehrlich gemeinten Gesten geschieht: Jede Tasse Tee, die man miteinander trinkt, jedes Spiel, jede Hilfe für einen Nachbarn ist der lebende Beweis.

Integration kann man nicht messen: Sie wächstTag für Tag, durch Austausch und Aufmerksamkeit. Jawad hat das verstanden. Und an andere weitergegeben.

Die Geschichte eines Landes, das jedes Jahr am 1. August die Einheit in der Vielfalt feiert, erinnert uns daran, dass Gastfreundschaft jeden Tag gelebt und erschaffen werden muss.