Die Zahl der Menschen auf der Welt, die zur Flucht gezwungen werden, steigt kontinuierlich an. Aktuell mussten mehr als 110 Millionen ihre Heimat verlassen, weil dort Konflikte herrschen oder sie verfolgt wurden. Darunter sind 14,8 Millionen Flüchtlinge im schulpflichtigen Alter – fast 5 Millionen mehr als noch vor einem Jahr.
Zu diesem Schluss kommt der neuste Bildungsbericht von UNHCR, der 2023 UNHCR Refugee Education Report, der sich auf Daten aus 70 Ländern beruht und sich auf das Schuljahr 2021 bis 2022 bezieht. Dieser Bericht zeigt auch auf: 51 Prozent der Flüchtlingskinder, also mehr als 7 Millionen, gehen nicht zur Schule.
Je höher die Bildung, desto prekärer wird die Situation. Laut Bildungsbericht besuchen 38 Prozent der jüngsten Flüchtlingskinder eine Vorschule. 65 Prozent der Kinder in der entsprechenden Altersgruppe gehen in die Primarschule. An einer weiterführenden Schule sind nur noch 41 Prozent der geflüchteten Kinder eingeschrieben. Und am deutlichsten sichtbar wird der Missstand an den Universitäten: Nur gerade 6 Prozent der geflüchteten jungen Erwachsenen studieren.
Auch deutlich wird, dass in fast allen der untersuchten Länder viel weniger Flüchtlingskinder Unterricht erhalten als Kinder, die nicht flüchten mussten.
Ein Grund für diese Zahlen ist, dass 20 Prozent aller Flüchtlinge in den 46 ärmsten Ländern der Welt leben. Diese können die Herausforderungen, die der Zugang zu Bildungseinrichtungen mit sich bringt, oft schon für die eigene Bevölkerung nicht meistern.
Alle Menschen auf der Welt haben ein Recht auf Bildung. Der jüngste UNHCR-Bildungsbericht weist einmal mehr auf, dass aber nicht alle dieses Recht in Anspruch nehmen können. Damit geht das Potenzial von ganzen Generationen verloren – ein grosser Verlust für die Betroffenen, aber auch für die gesamte globale Gemeinschaft.
„Wir können diese potenziellen Entdeckerinnen, Diplomaten, Ingenieurinnen, Förster und Zoologinnen schmachten lassen“, wird der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, im Bericht zitiert. „Oder wir können sicherstellen, dass sie ihr Potenzial ausschöpfen - zu ihrem und unserem Nutzen.“
Dass gerade Flüchtlinge sehr erfolgreich sein können, wenn ihnen dazu die Chance gegeben wird, kann im Bildungsbericht ebenfalls nachgelesen werden. Die meisten der geflüchteten Kinder und Jugendlichen, die Abschlussprüfungen absolvieren können, bestehen diese auch. Einige dieser jungen Menschen kommen im Bericht zu Wort, zum Beispiel die 24-jährige Nilab Akhmad. Sie flüchtete mit ihrer Familie erst von Afghanistan in die Ukraine und schaffte es dort, ihren grossen Traum zu verwirklichen: Zahnmedizin zu studieren. Als sie kurz vor dem Abschluss war, brach in der Ukraine der Krieg aus. Nilab flüchtete ein weiteres Mal, dieses Mal nach Deutschland. Hier hofft sie nun, ihren Doktortitel erlangen und dann als Zahnärztin arbeiten zu können. Sie sagt:
„Ich will andere Frauen und Mädchen ermutigen, ihre Ziele zu verwirklichen, die Herausforderungen zu meistern und unnachgiebig und entschlossen zu bleiben.“
Nilabs Geschichte und andere Porträts von Flüchtlingen, die dank der Hilfe von UNHCR ihre Träume verfolgen konnten, sowie den gesamten 2023 UNHCR Refugee Education Report finden Sie hier.
Möchten auch Sie Flüchtlinge auf ihrem Bildungsweg und damit in eine bessere Zukunft begleiten? Hier erfahren Sie mehr.