Seit Samstag, dem 15. April, wüten im Sudan bewaffnete Auseinandersetzungen in verschiedenen Teilen des Landes, bei denen bislang mehr als 427 Menschen getötet und Tausende verletzt wurden.
Besorgniserregende Entwicklungen
UNHCR beobachtet genau, wie sich die Lage vor Ort entwickelt, da bereits Bewegungen von Menschen in Richtung Tschad und aus Khartum heraus beobachtet wurden. In diesem grossen ostafrikanischen Land steht jedoch zweierlei auf dem Spiel. Der Sudan beherbergt derzeit mehr als eine Million Flüchtlinge, hauptsächlich an der Grenze zu Äthiopien im Osten und im Süden an der Grenze zum Südsudan. Fast 4 Millionen Menschen sind zudem Binnenvertriebene.
Die instabile Lage im Sudan erschwert die Durchführung der Operationen von UNHCR und seiner Partner. In einer Erklärung schloss sich Filippo Grandi, Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, der Verurteilung der Gewalt durch den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, an:
Ich denke heute an das sudanesische Volk, das wieder einmal in einen Konflikt geraten ist. Der Übergang zu einem zivilen Regime würde Stabilität und Lösungen für Millionen von Vertriebenen in der Region schaffen - es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Gewalt aufhört und der Übergang so schnell wie möglich wieder aufgenommen wird.
Ein Gastgeberland mit einer schmerzhaften Vergangenheit
Die aktuelle Situation hat laut jüngsten Berichten aus dem Feld zu weiteren Zwangsumsiedlungen geführt, wobei mehr als 20'000 Menschen in den Tschad geflohen sind und die Zahl der neu hinzukommenden Binnenvertriebenen noch schwer abzuschätzen ist. Die zunehmenden Spannungen führen auch zu Unsicherheit über das Schicksal der mehr als 1,1 Millionen Flüchtlinge, die im Sudan leben, sowie der mehr als 3,7 Millionen Binnenvertriebenen, die überwiegend in der Region Darfur leben.
Während die meisten Flüchtlinge im Sudan aus dem Südsudan kommen, wo seit mehreren Jahren ein Bürgerkrieg herrscht, und aus Äthiopien, insbesondere nach den Zusammenstössen in der Grenzregion Tigray im Jahr 2020, sind die Wunden des Darfur-Kriegs von 2003 bis 2020 noch immer tief: Mehr als 3 Millionen Menschen sind immer noch Binnenvertriebene, die nicht sicher nach Hause zurückkehren können.
Der Konflikt, der mehrere Hunderttausend Menschen das Leben gekostet hat, hat auch denjenigen das Leben schwer gemacht, die er verschont hat: Binnenvertriebene sind, ebenso wie die im Sudan lebenden Flüchtlinge, besonders gefährdet. Das drohende Szenario eines neuen Konflikts lastet schwer auf diesen Menschen, die alles verloren haben und nun befürchten, alles wieder zu verlieren.
UNHCR fordert gemeinsam mit seinen Partnern eine politische Lösung des Konflikts und eine Rückkehr zum Übergang zu einer zivilen Regierung, um den Menschen im Sudan Sicherheit zu garantieren und den Vertriebenen die Möglichkeit zu geben, überall im Land die benötigte Hilfe zu erhalten. UNHCR-Teams bleiben vor Ort, um die zur Flucht gezwungenen Menschen zu unterstützen, wo immer ihre Arbeit möglich ist.